Kapitel 4

Die frühen Erwähnungen des Dorfes Fiersbach

 

Wann sich die ersten Siedler hier niederließen und eine Siedlung errichteten, aus der dann das Dorf Fiersbach entstand, wird wohl immer im Dunkel der Geschichte bleiben. Die Ortsnamensforschung, die manchmal einen Hinweis auf den Entscheidungszeitraum einer Ansiedlung gibt, versagt bei Fiersbach, denn Ortsnamen mit der Endung –bach sind zu allen Zeiten entstanden. Wahrscheinlich liegen die Anfänge zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert. Damals fand eine umfangreiche vielleicht sogar planmäßige Besiedlung des Westerwaldes statt.

Woher der Name Fiersbach kommt, ist ebenfalls kaum auszumachen, denn die alten Bedeutungen, die man der Silbe fiers- beiordnen könnte, sind wohl nicht zutreffend. Zusammenhänge herzustellen mit dem althochdeutschen fier = abgeleitet von fiera = abseits oder fior = auf vier Seiten o.ä. beziehungsweise mittelhochdeutsch fier = mächtig, stark oder auch mit Feiern, Feuer und ähnlichen Begriffen, sind wohl zu phantasievoll.

Erstmalig schriftlich wird das Dorf Fiersbach 1430 erwähnt. Damals war Theilingen von Fiersbach Richter des Kirchspiels Mehren. Das war eine besondere Stellung, denn er war damit auch Schöffe am Hohen Gericht in Birnbach, das über Leben und Tod urteilte. Im Kirchspiel Mehren selbst war er der höchste Beamte und hatte eine Reihe Privilegien und Einnahmen. Er musste deshalb aber auch jedes Jahr am Mendeltag (Gründonnerstag) ein gutes Kalb (Mandelkalb), sowie 100 Eier nach Hachenburg an die Herrschaft liefern und im Herbst dazu noch 6 Gänse. Dieses Richteramt hatte von 1496 bis 1510 noch einmal ein Fiersbacher inne, der Hannes von Fiersbach genannt wurde.

1470 wird Fiersbach in einer Aufstellung als zum Kirchspiel Mehren gehörendes Dorf erwähnt. Eine weitere Erwähnung aus dem 15. Jahrhundert ist uns im Wunderbüchlein von Marienthal überliefert. Dort wird berichtet, dass 1488 ein Mann aus dem Kirchspiel Mehren mit Namen Cristgyn von Fiersbach, dem beim Holzhauen am Donnerstag vor Christi Himmelfahrt ein Splitter ins Auge gesprungen war, so dass er nicht mehr sehen konnte. Er gelobte eine Wallfahrt zu unseren Lieben Frau (Gnadenbild) nach Marienthal und konnte wieder sehen.

 Wörtlich heißt es in dem Eintrag:

Item ist komen eyn man viß dem krrspel Meren mit namen Cristgyn von Fiersbach und hatte spene gehauwenn des donnerstages zu abent vur unseßers hern offertztage anno ect. LXXXIIII ([14]88), sadas eme eyn spane vor jn eyn auge, das he da mit nit gesehin konde. Do geloiffde he sich tzu unßrer leben Frawenn mit tzwen wessen augen und eynem leuendigen hertzen. Vonstont wart he gesont und sach.

 

Aufnahme aus dem Jahr 1957 von Robert Burkhardt. Wohnhaus in Fiersbach erbaut 1651,

später weiter ausgebaut, wie deutlich an der Balkenkonstrucktion zu erkennen ist

Besitzer Hottgenroth, Eckenbach

 

1510 wird für Fiersbach zum erstenmal die Bezeichnung Honschaft gebraucht. Das bedeutet, das damals Fiersbach eine Abrechnungseinheit für die Zehntabgaben war. Möglicherweise gehörten dabei Dickten und Kriegerhof zu dieser Honschaft, Früher wurden öfter nämlich kleinere Dörfer zu einer Honschaft (von Hundertschaft abgeleitet) oder Sende zusammengefasst. Noch heute ist der Name Honschaft in Hirz- Maulsbach für einen Wohnbereich bekannt. Hier hat sich der Name vor allem deshalb erhalten, weil er eine Abgrenzung zu den dortigen kölnischen Untertanen mit ihren Höfen in den Dörfern darstellte. Die in der Honschaft wohnten, waren saynische Untertanen.

 Über die Größe des Dorfes Fiersbach erfahren wir erstmalig aus der Steuerliste von 1578 näheres. Damals wurden für Fiersbach (Vierspach) 13 Steuerzahler eingetragen. Es wird sich dabei sicher um Familien, die ein Haus besaßen gehandelt haben. Das heißt, dass in Fiersbach 1578 13 Familien bzw. 13 Häuser waren. Vielleicht wurde hier aber schon Dickten und Kriegershof dazugezählt, denn 1606 und 1614 sind in Fiersbach nur ganze 9 Räuche (Häuser) vorhanden.

 Die Ortsteile Kriegershof und Dickten sind wahrscheinlich später als das Dorf Fiersbach aus Einzelhöfen entstanden. Der Name Dickten rührt wohl von einer Geländebezeichnung, wie Dickicht, her. Bei Kriegershof handelte es sich vermutlich um einen Wohnplatz eines oder mehrerer Krieger, die in den Diensten derer von Ütgenbach, die bei Kircheib eine Grundherrschaft besaßen, standen oder zu den Burgherren von Mehren gehörten. Die Burg Mehren, die 1348 erstmals genannt wurde, hat wohl unterhalb von Adorf am Mehrbach gelegen. 1567 heißt es nämlich in einer Verkaufsurkunde…  die Hofstatt unten an Adorf an der „Mehren“, welche vor Zeiten die von Mehren bewohnten……

Die ersten Nachrichten von Dickten finden einer Aufstellung aus dem Jahr 1625. Damals im 30 jährigen Krieg war im Kirchspiel Mehren eine Kompanie Soldaten unter dem Rittmeister Konings einquartiert. Einem Theis der Dickten wurde von diesen ein Pferd im Wert von 36 Reichsthaler abgenommen.

 

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